Genetisch bedingte Varroaresistenz ist erreicht

Zusammenfassung des Vortrages von Paul Jungels auf dem Imkerkongress 2022 in Brixen.

Wichtigste Merkmale sind das Erkennen, Öffnen und Ausräumen der befallenen Brut. Der Varroabefall geht in solchen Völkern zurück. Diese Art von Resistenz ist nicht standortbedingt, wie oft vermutet wird. (Foto: Jungels)

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich bin ein entschiedener Verfechter von Varroabehandlungen, dort wo diese notwendig sind. Dagegen halte ich den gedankenlosen vorbeugenden Einsatz jedweder Mittel, eingeschlossen der AS- und Oxalsäurebehandlungen sowie die vorbeugenden sogenannten Restentmilbungen aller Völker im Winter für nicht mehr zeitgemäß. Ein Imker muss zwingend dahingehend geschult sein, die Schadschwellen im Spätsommer selbst zu erkennen, um dann entsprechend den Bedürfnissen und den Gegebenheiten zu handeln, respektive auch zu behandeln. Und zwar mit den Mitteln, die zum jeweiligen Zeitpunkt geboten sind. Das nennt man gute fachliche Praxis.

Nachhaltig: Züchtung auf Varroaresistenz

Brutuntersuchungen gehören in unserer Imkerei heute zu den Routinearbeiten. (Foto: Jungels)

Bereits sehr früh war offensichtlich, dass sich die Milben in verschiedenen Linien (Volksgruppen mit gleichen Vorfahren) langsamer vermehrten. Allerdings gab es kaum belastbare Hinweise auf genetisch bedingte Merkmale bei den Bienen, die eine Auslese rechtfertigten. Daher sprachen Wissenschaftler oft von Varroatoleranz: ein eher undefiniertes Zusammenleben von Wirt und Parasit, wie es in einigen abgelegenen Bienenpopulationen weltweit vorkommt. In Gegenden mit hoher Bienendichte wie bei uns ist dies undenkbar, aufgrund des direkten Kontaktes der Bienenvölker an einem Stand und zu Nachbarständen untereinander. Nur eine ausgeprägte Resistenz (aktiver Widerstand) der Bienenvölker gegenüber den Milben kann hier die Völker sinnvoll schützen. Die Auslese am Phänotyp (= das, was man sehen kann) führte in unserer Imkerei, beharrlich und konsequent durchgeführt, zu einigem Erfolg. Den Beweis hierfür lieferte sowohl der bekannte Unije-Vergleichsversuch an 14 gebräuchlichen Bienenstämmen europäischer Bienen (Büchler 2002) wie auch die praktische Erfahrung: In den Problemjahren 2012 und 2013 wirkten die damals fast ausschließlich verwendeten chemischen Mittel gegen Varroa nicht mehr oder ungenügend. Viele Imker stellten sich zu spät auf die Anwendung von Säuren um. Hierdurch überlebten rund ein Drittel der Völker in Luxemburg nicht. Diejenigen Imker jedoch, die mit unseren selektierten Bienen imkerten, hatten damals nachweislich kaum Verluste. Leider wurden die entsprechenden Daten zwar erhoben, aber nie ausgewertet oder zumindest die Ergebnisse nie veröffentlicht. Die damalige Selektion am Phänotyp brachte bereits gesicherte Erfolge, aber nicht den Durchbruch zu vollkommener Resistenz.

Definition: Varroaresistenz

Vor allem US-amerikanische Forscher brachten schrittweise Licht ins Dunkel zu den genetisch bedingten Resistenzmechanismen von Apis mellifera: u.a. John Harbo, Jeffrey Harris und Marla Spivak beschrieben um die Jahrtausendwende das SMR-Verhalten (supressed mite reproduktion), die unterdrückte Milbenvermehrung und später auch als Teil von SMR das spezielle Hygieneverhalten VSH (varroa-sensitive hygienic behavior): Wenn die Bienen sich vermehrende Milben in der Brut erkennen, diese Brut dann öffnen und ausräumen, ist der Vermehrungszyklus gestört und die Milbenpopulation sinkt im Bienenvolk.

>> Lesen Sie den vollständigen Artikel in der „Bienen aktuell“-Ausgabe 2/23.